Varroa-Alarm

17. Oktober 2010
Rubrik: Öffentliche Nachrichten

Aktuell: Zusammenbrüche von Bienenvölkern durch hohen Varroabefall in Oberfranken! 

In Oberfranken sind bereits seit September 2010 wieder einzelne Bienenvölker oder gar alle Bienenvölker an einem Stand zusammengebrochen. Die Ursache ist in fast allen Fällen die Varroamilbe. Wie konnte es trotz Behandlung im Sommer mit der organischen Säure Ameisensäure ad us vet. dazu kommen? Ursachen können der unzureichende Behandlungserfolg im Sommer bzw. Spätsommer sein oder trotz erfolgreichem Behandlungserfolg eine deutliche Reinvasion im Spätsommer. Was kann der besorgte oder betroffene Imker jetzt noch tun, um gegen die Varroamilbe zielgerichtet und erfolgreich vorgehen zu können?

1) Ameisensäure ad us vet. wirkt über den Weg der Verdunstung einer definierten Säuremenge in einer bestimmten Zeit, somit scheidet diese bei den derart niederen Temperaturen sowohl beim Einsatz von 60 % als von 85 % Ameisensäure aus, denn es ist bei so kühler, feuchter Witterung gar kein Behandlungserfolg mehr gegeben (fehlende Verdunstung).

2) Die Mittel wie Oxalsäure oder Perizin werden bei niederen Temperaturen mit der sog. Träufelmethode angewendet und töten die auf den Bienen sitzenden Milben ab, nicht aber die in der Brut befindlichen Milben. Diese Anwendungen setzen aber voraus, dass jeder Imker über den Brutstand eines jeden einzelnen Bienenvolkes Bescheid weiß, um entsprechend richtig zu reagieren. In der letzten Woche durchgeführte Stichprobenkontrollen haben aber gezeigt, dass durchaus noch Brut in den Völkern vorhanden ist, und es somit nicht empfohlen werden kann bzw. somit diese Verfahren nur dann empfohlen werden können, wenn sich der Imker bei jedem Volk ein aktuelles Bild über den Brutzustand geschaffen hat. Sollte nochmals Flugwetter herrschen, kommen wieder Varroamilben über die Reinvasion in die Völker. Eine nochmalige Behandlung mit Oxalsäure vertragen die Bienen aber nicht. Hier müsste dann in der brutfreien Phase Milchsäure eingesetzt werden.

3) Bei sehr hohem Varroadruck – egal ob aus Reinvasion resultierend oder nicht - bleibt jetzt als die Methode der Wahl der Einsatz von Milchsäure ad us vet. in der sog. Sprühbehandlung. In der Anwendungspraxis schaut das so aus, dass jede bienenbesetzte Wabe aus der Zarge gezogen und die ansitzenden Bienen mit 15 % iger Milchsäurelösung fein zerstäubt besprüht werden. Der etwas höhere Arbeitsaufwand ist aber bei hohem Varroadruck und aktueller Wettersituation der einzige Weg, um die Varroen zu bekämpfen. Bei der Behandlung werden vorhandene Brutflächen erkannt, so dass gegebenenfalls nach 7 bis 10 Tagen nochmals nachbehandelt werden kann, wenn diese Brut geschlüpft ist, da auch Milchsäure nur auf außensitzende Milben wirkt. 

Fazit:
Eine Abschätzung des Varroabefalls ist über die Auszählung im Volk möglich und auch sinnvoll, damit man die Wirksamkeit der Behandlung abschätzen kann. Bei hohem Befallsdruck bleibt nur die Möglichkeit, mit Milchsäure jede bienenbesetzte Wabe zu besprühen. Sollten große Mengen Varroen abfallen, ist die Behandlung nach 7 bis 10 Tagen zu wiederholen. Diese Variante der Behandlung stellt aktuell bei hohem Befall eine schnelle Reduzierung der Milbenzahl dar, denn würde der Imker abwarten, bis die Völker brutfrei wären, könnten schon viele solche Völkern wegen des hohen Varroadrucks eingegangen sein.

Einmal mehr bedeutet es, sich ein Bild über den Zustand der eigenen Völker zu schaffen und dann entsprechend zu reagieren und nicht, eine Anwendung durchzuführen, weil der Nachbar eine Behandlung durchführt.

18.10.10 Wintersperger